Ein Beitrag von Jürg Lendenmann

Medienmitteilung Health Point 15. Oktober 2021

Digital Doctor House

Wo sich das Gesundheitswesen trifft mit neu entwickelter Suchmaschine, Chatroom und Messenger ist das Digital Doctor House ein werbefreier Treffpunkt für Schulmediziner, Apotheker und andere Partner des Gesundheitswesens. Ein Besuch bei den beiden Gründern Sebastian Wowra und Pascal Rast.

Warum macht sich jemand die Mühe, ein Google für Ärzte und Apotheker zu programmieren?

„Seit 2009 habe ich Pharmafirmen in verschiedenen Bereichen betreut: Marketing, Digitalisierung, Access zu wissenschaftlichen Daten“, sagt Sebastian Wowra. „Die Pharmafirmen hatten zudem geklagt, es sei immer schwieriger, Zugang zu Ärzten zu bekommen. Die Ärzte ihrerseits klagten, die Informationen, die sie von den Pharmafirmen erhielten, seien meist unglaubwürdig oder mit Werbung versehen. Dies gab den Anstoss, dass ich mir 2018 gesagt hatte: Man braucht eine Suchmaschine, die nur die Informationen liefert, welche die Ärzte benötigen – und natürlich auch mit dem direkten Kontakt zur Pharmafirma.“

Schlaflose Nächte

Während einer ganzen Nacht baute Wowra die Architektur für eine solche Suchmaschine auf, googelte dann, ob es schon Vergleichbares gab. Nein.
Wowra: „Da hatte ich Pascal Rast angerufen und später beim gemeinsamen Mittagessen die Architektur der Suchmaschine auf eine Serviette gemalt.“
Pascal Rast: „Ich versuchte, die andere Seite – die Ärzteproblematik – hineinzunehmen. Ich betrachtete alles aus der Perspektive eines Arztes und sah, dass wichtige Informationen nicht schnell genug beschafft werden konnten. Die nächste Nacht war ich es, der nicht schlafen konnte.“
Wowra und Rast unterbreiteten ihre Idee Walter Hölzle, einem „Pharma-Urgestein“. Hölzle zeigte sich schnell bereit, zusammen mit seiner Tochter Caroline ins Projekt einzusteigen. „Nachdem wir in einigen Gesprächsrunden ein Aktionariat aufbauen konnten, gründeten wir im Januar 2019 das Unternehmen“, so Wowra. „Alles wurde von Grund auf neu entwickelt; daher ist das Ganze patentfähig“.

Doctor House

„Da es ein Tool für Ärzte mit Ärzten ist, wollten wir von Anfang an einen oder mehrere Ärzte dabeihaben“, erklärt Rast. „Wir möchten, dass ein bestimmter Anteil der Firma Ärzten gehört. Als ich meinem Freund Kurt Seiler – er ist Hausarzt, Allgemeinmediziner in Cham – von unserem Projekt erzählte, war er sofort Feuer und Flamme und wollte Aktien kaufen. Zudem schlug er vor, das noch namenlose Projekt ‹Digital Doctor House› zu taufen. Einerseits, weil in der Serie ‹Doctor House› ein gesponnener Arzt alles herausfindet – so wie die Suchmaschine. Andererseits ist das Projekt wie ein Haus, in dem sich das Gesundheitswesen trifft und austauscht. Jeder Partner des Gesundheitswesens ist in einem Zimmer und jedes Zimmer hat andere Zugangsmöglichkeiten und andere Aussichten, die auch gesetzlich geregelt sind.“

Suchmaschine: relevante Informationen

Wie verlässlich sind die Antworten, die die Suchmaschine liefert? Wowra: „Alle Informationsquellen wurden vorher durch ein ärztliches Gremium abgenommen und nach wissenschaftlichen und medizinischen Kriterien beurteilt. Dann crawlen wir die Informationen, wobei wir mit künstlicher Intelligenz ebenfalls die Sinnmässigkeit von Anfragen bewerten. Zudem wurde ein automatischer Übersetzer integriert, sodass Suchanfragen in vielen Sprachen gestellt werden können. Und: Es gibt keine gesponserten Informationen.“
„Wir haben zwei Suchalgorithmen.“ ergänzt Rast. „Mit dem Product Search kann ein Arzt explizit nach einem Produkt suchen. Aus rechtlichen Gründen erhält er spezifische Informationen nur für das Land, in dem er als Arzt tätig ist. Mit dem Web Search hat er Zugriff auf Tausende von wissenschaftlichen Quellen, die unser Gremium zugelassen hat, erhält aber keine Auskünfte über Preise und andere ‹kommerzielle Informationen›“.

Chatroom weltweit

Wowra und Rast erklären, dass es zwar schon Chatrooms für Ärzte gibt, aber keinen globalen in diesem Umfang. Wowra: „Von der Funktionalität her ist unser Chatroom vergleichbar mit WhatsApp: Man kann eigene Gruppen erstellen, one-to-one – privat – chatten. Man kann beispielsweise alle Gynäkologen in der Schweiz fragen. Wir haben auch eine Push-Notification: Wenn ein Arzt Ihnen eine Message schickt, erhalten Sie eine Push-Nachricht per E-Mail und können direkt darauf zugreifen und antworten. Am PC oder per Mobile-App“.

Messenger

Mit dem Message-Button auf einer Produkteseite gelangen Ärzte direkt zu einer medizinischen Fachperson der Pharmafirma. Rast: „Pharmafirmen sind daran sehr interessiert, da es eine neue und relativ günstige Art ist, wie man zu neuen Ärztekontakten gelangt“. Wowra: „Unsere Absicht war es, langsam anzulaufen. Am 1. Mai dieses Jahres sind wir live [digital-doctor-house.com] gegangen. Der erste Run mit einigen Ärzten war für uns auch ein wichtiges Learning, um zu sehen, ob alles funktioniert und noch Optimierungen vorzunehmen. Das Echo bis jetzt ist sehr positiv“.

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